Internationales. AVUS-RennenPirro vorzeitig MeisterBerlin, 8. September 1996 Pech im TrainingAchter Startplatz und kaum HoffnungSoper out und Pirro auf Titel-KursBedrohung durch CecottoDritter Supertouring-Titel in drei JahrenPech im TrainingDas Training am Samstag vor dem Rennen verlief für Emanuele Pirro nicht gerade erfolgversprechend: Der Fuehrende der Meisterschaftswertung war gerade auf einer schnellen Qualifikationsrunde dicht hinter Teamkollege Philipp Peter unterwegs, als der Oesterreicher, der Pirro den Windschatten fuer die vielleicht entscheidenden zehntel Sekunden haette liefern sollen, einen kleinen Fehler machte. In der Schikane fuhr Peter ueber die Kerbs, wodurch der Audi A4 in die Luft katapultiert wurde und nach der Landung auf den Randsteinen der anderen Seite der viel zu eng angelegten Schikane unlenkbar war. Der nur wenige Sekundenbruchteile spaeter folgende Pirro konnte dem ausser Kontrolle geratenen Wagen Peters nicht mehr ausweichen und so kam es zur Kollision. Aufgrund der Haerte von Peters Aufschlag in die Mauer, die die beiden AVUS-Geraden trennt, stand fuer Emanuele im ersten Moment natuerlich das Wohlbefinden seines Teamkollegen im Mittelpunkt. Erst als klar war, dass sich der Oesterreicher nicht verletzt hatte, kuemmerte er sich um den bemitleidenswerten Zustand seines Audis. Der konnte im Laufe der Nacht zum Sonntag im Gegensatz zu Peters Wagen zwar repariert werden, dafuer war allerdings ein eiliger Teiletransfer von Ingolstadt an die Spree noetig. Waehrend die Mechaniker von Audi Zentrum Koblenz / ROC Competition des nachts dem Quattro eine neue Heckpartie verpassten, schlief Emanuele Pirro tief und fest, denn tun konnte er ohnehin nichts. Und vom Titelgewinn getraeumt hat er in dieser Nacht auch nicht. Achter Startplatz und kaum HoffnungDie Mechaniker konzentrierten sich ganz auf den Wagen des Titelaspiranten. Ins Rennen ging Pirro dann von Startplatz 8, der zwar wenig verheissungsvoll, aber keineswegs hoffnungslos war. Er selbst haette zu diesem Zeitpunkt keine Mark auf seinen vorzeitigen Titelgewinn gewettet, schliesslich hatte BMW-Pilot Steve Soper, der Pirro als einziger im Titelkampf hätte gefährlich werden können, seinen 320i auf die Pole-Position gestellt und lag im Sprint in Führung, bis es in Runde 8 zu einem denkwuerdigen Vorfall kam. Emanuele Pirro beging einen seiner wenigen Fahrfehler und fuhr dem vor ihm liegenden Alexander Burgstaller in der Spitzkehre ins Heck seines Bigazzi-BMW. Fuer den Perfektionisten Pirro war dies an sich ein Grund, sich ueber sich selbst zu aergern und sich bei Burgstaller ausgiebig zu entschuldigen (was er auch tat), doch ungewollt hatte ihm sein eigener kleiner Fehler den Weg zum Titelgewinn binnen Sekunden geebnet. Denn waehrend er selbst trotz Beschaedigungen weiterfahren konnte, schleppte sich Burgstaller muehsam an die Box, als dessen Teamkollege, der fuehrende Steve Soper von hinten herangeeilt kam. Soper out und Pirro auf Titel-KursAusgangs der Nordkurve, in der Burgstaller die Ideallinie freigelassen hatte, musste der Oesterreicher jedoch quer ueber die Innenbahn fahren um in die Boxengasse abzubiegen, was nicht weiter schlimm gewesen waere, haette sich nicht Soper just in diesem Moment innen vorbeifahren wollen. So kam es zur Kollision der beiden , die letztendlich beide BMW aus dem Rennen warf. Emanuele Pirro konnte kaum glauben was da vorgefallen war und sah nun erstmals eine realistische Chance, den Gewinn des ADAC-STW-Cups schon hier in Berlin fix zu machen. Der in diesem Moment an siebter Stelle liegende Roemer konnte sich gluecklich schaetzen, dass in diesem Moment drei seiner Markenkollegen vor ihm lagen, naemlich Karl Wendlinger und Tamara Vidali in ihren Werkswagen und Christian Abt im privaten A4. Alle drei machen Pirro, teils freiwillig (Abt), teils laut Stallorder (Wendlinger, Vidali) Platz, so dass dieser den Sprint nach 19 Runden an vierter Stelle beenden kann. Aus der ersten Reihe ins Rennen gingen die beiden Honda von Hahne und Nietzwitz, vor dem Opelaner Marko Werner und Pirro. Beim Start setzte sich Hahne in Fuehrung vor Pirro und Nietzwitz, der am Italiener in Runde zwei und wenig spaeter in Fuehrung ging. Doch wegen eines Fehlers, gemischt mit abbauenden Reifen, muss Nietzwitz Hahne und Pirro bald wieder passieren lassen. In Runde 16 ging Pirro dann an Hahne vorbei in Fuehrung, die er bestaendig ausbauen konnte, denn auf den Plaetzen zwei, drei und vier entwickelte sich ein Duell zwischen den beiden Honda und dem heran geeilten Johnny Cecotto im BMW 320i, das den drei Fahrern viel Zeit kostet. Bedrohung durch CecottoIn Runde 22 hat der Venezolaner im Bayrischen Auto dann die zweite Position inne und eilt mit Riesenschritten hinter Pirro her. Von einer Gelblichtphase eher benachteiligt als beguenstigt (Tamara Vidali hatte ihn nicht ohne Grund etwas aufgehalten), lag Cecotto bald im Windschatten von Pirro, der nicht eben begeistert ist ueber die Naehe des Venezolaners, den er aus zahlreichen Rennen bestens kennt. Emanuele war sich nicht recht sicher, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte, denn er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Steve Soper weit entfernt war von einer Punktzahl, die ihm seine Titelchancen bewahrt haette. Dritter Supertouring-Titel in drei JahrenDoch seine Befuerchtungen, Cecotto koenne ihn auf Geheiss des Bigazzi-Teams abschiessen um Soper im Titelrennen zu lassen, bewahrheitete sich nicht. Mit 0,154sec Rueckstand auf Pirro laeuft Cecotto ins Ziel ein. In der letzten Runde erfuhr Emanuele ueber Funk von Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich, dass ihn nun nichts und niemand mehr um den Titel bringen konnte, weil Soper zu weit abgeschlagen war. In diesem Moment wusste er, dass er an diesem sonnigen Spätsommertag gerade seine dritte Tourenwagen-Meisterschaft in Folge gewonnen hatte. Schliesslich war er bereits 1994 und 1995 in seiner heimischen Serie erfolgreich gewesen. Der letzte AVUS-SiegerAusserdem trug er sich als letzter Sieger eines internationalen Rennens auf der traditionsreichen AVUS in die Siegerlisten ein, denn an diesem Wochenende, das zugleich ihre 75-Jahrfeier der AVUS war, wurde die Rennsporttradition auf Berlins Stadtautobahn beendet. Die technische Entwicklung hatte den Strassenkurs ueberholt. |